Der Ursprung der Delfter Fliesen liegt in Delft, einem bedeutenden Zentrum der Porzellanindustrie, wo die Herstellung von Vasen und Geschirr begann. Diese Fliesen und Porzellangegenstände wurden häufig mit der Majolika-Technik bemalt, was ihnen ihre charakteristische Optik verlieh.
In Friesland, einer Region bekannt für ihre vielen kleinen Fliesenfabriken, wurden diese Fliesen in großer Zahl produziert und exportiert. Mit Walfangschiffen, die im Hafen von Harlingen anlegten, wurden die Fliesen als Ballast über ganz Nord- und Westeuropa verteilt. Daher tragen diese holländischen weißen Fliesen in den Niederlanden den Namen „Friese witjes“ (Friesische Weißen). Diese Fliesen bestehen aus Ton und sind mit einer Zinnglasur überzogen.
Da es in früheren Zeiten schwierig war, immer den gleichen Weißton zu erzielen, findet man in alten Häusern oft Witjes in verschiedenen Weißnuancen. Auch in Ostfriesland wurden diese Fliesen häufig verwendet und sind dort ein typisches Element traditioneller Bauweise.
Die industrielle Herstellung von friesischen und Delfter Fliesen hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, um größere Mengen effizienter zu produzieren, während die charakteristischen Eigenschaften und das historische Aussehen beibehalten werden. Hier ist ein Überblick über den heutigen Herstellungsprozess:
- Materialaufbereitung:
- Tonmischung: Der Ton wird in großen Mengen vorbereitet, häufig unter Verwendung von Rezepturen, die den traditionellen Materialien ähneln. Dabei wird der Ton sorgfältig gemischt, um eine gleichmäßige Konsistenz zu gewährleisten.
- Formgebung:
- Pressen: Moderne hydraulische Pressen formen den Ton zu Fliesenrohlingen. Dieser Schritt gewährleistet eine präzise und einheitliche Form sowie Dicke der Fliesen.
- Trocknung: Die geformten Rohlinge werden getrocknet, um überschüssige Feuchtigkeit zu entfernen, bevor sie weiterverarbeitet werden. Dies geschieht in industriellen Trocknern, die eine schnelle und gleichmäßige Trocknung ermöglichen.
- Erster Brand (Schrühbrand):
- Schrühbrand: Die getrockneten Fliesenrohlinge werden in einem Ofen bei Temperaturen von etwa 900 bis 1000°C gebrannt. Dieser erste Brand härtet den Ton, macht ihn stabil und bereit für die Glasur.
- Glasurauftrag:
- Zinnglasur: Eine Zinnglasur, die typisch für Delfter und friesische Fliesen ist, wird auf die gebrannten Fliesen aufgetragen. In modernen Produktionsanlagen wird die Glasur durch Sprühtechniken oder durch Eintauchen aufgetragen, um eine gleichmäßige Schicht zu erzielen.
- Farbauftrag: Die charakteristische blaue oder andere dekorative Bemalung wird in der Regel mithilfe von Siebdruckverfahren oder digitalen Drucktechnologien aufgetragen, die hochpräzise Muster ermöglichen.
- Zweiter Brand (Glattbrand):
- Glattbrand: Die glasierten und bemalten Fliesen werden erneut bei höheren Temperaturen (etwa 1000 bis 1100°C) gebrannt. Dieser zweite Brand fixiert die Glasur und die Farben dauerhaft auf der Fliese und verleiht ihnen ihren charakteristischen Glanz.
- Zusätzliche Veredelung (Optional):
- Historische Reproduktion: Für die Nachbildung von historischen Fliesen werden gelegentlich zusätzliche Verfahren eingesetzt, um die Unterschiede in den Weißtönen und das antike Erscheinungsbild zu simulieren. Dies kann durch gezielte Variation der Glasurzusammensetzung oder durch den Einsatz spezieller Brennverfahren erfolgen.
- Qualitätskontrolle:
- Prüfung und Sortierung: Nach dem Brand werden die Fliesen auf ihre Farbgleichmäßigkeit, Oberflächenqualität und andere Defekte überprüft. Die Fliesen werden dann nach Farbtönen und Mustern sortiert.
- Verpackung: Die fertigen Fliesen werden verpackt und für den Verkauf vorbereitet, oft in speziell angefertigten Kartons, um sie vor Beschädigungen zu schützen.
Dieser moderne Prozess ermöglicht die effiziente Herstellung großer Mengen von friesischen und Delfter Fliesen, wobei gleichzeitig die traditionellen Designs und die authentische Optik bewahrt werden. Digitale Drucktechnologien und präzise Steuerung der Brennvorgänge tragen dazu bei, dass diese Fliesen weiterhin ihren historischen Charme behalten, aber in einer Weise produziert werden, die den Anforderungen des heutigen Marktes gerecht wird.