Der Ton, der zur Herstellung von Steingutfliesen verwendet wird, enthält nur eine geringe Menge des Flussmittels Feldspat. Dadurch bleibt der Scherben im Brennvorgang offenporig und sintert nicht, im Gegensatz zu Steinzeugfliesen. Diese Porosität führt zu einer hohen Wasseraufnahmefähigkeit von 10 bis 15 Gewichtsprozent, was die Fliesen nicht frostbeständig macht und sie der Gruppe III nach DIN EN 14411 zuordnet. Die Offenporigkeit bringt jedoch den Vorteil, dass sich ein stabiler Verbund zwischen der Steingutfliese und dem Mörtel bildet, wodurch diese Fliesen besonders gut als Wandbelag geeignet sind.

Eine Glasur macht die Fliesen wasser- und schmutzabweisend sowie widerstandsfähig gegen Laugen und schwache Säuren. Außerdem erhöht die Glasur die Ritzhärte der Oberfläche. Der unglasierte Scherben von Steingutfliesen hat, bedingt durch die Zusammensetzung der Masse, eine gelbliche bis weißliche Färbung.

Steingutfliesen sind relativ weich, was das Zuschneiden erleichtert, allerdings sind sie weniger belastbar und abriebfest als Steinzeugfliesen. Die Ritzhärte von Wandfliesen aus Steingut beträgt mindestens 3, bei Bodenfliesen liegt sie bei mindestens 5 nach der Mohs-Skala.

In früheren Zeiten traten auf der glasierten Oberfläche von Steingutfliesen aufgrund von Alterungsprozessen oft feine Risse und Sprünge auf, die als Craquelé bezeichnet werden. Dank moderner Glasuren und Massen tritt dieses Phänomen heute nicht mehr ungewollt auf, wird jedoch manchmal bewusst als gestalterisches Element eingesetzt.